Mama-Momente

Oh du fröhliche? Wenn die Kindergartenferien zur Belastungsprobe werden


Ich stand in der Küche und spürte deutlich meinen Puls. Jetzt bloß nicht schon die Nerven verlieren, dachte ich bei mir. Schließlich zeigte die Uhr gerade mal halb Neun, der Mann war nicht mal dreißig Minuten aus dem Haus. Und trotzdem spürte ich diese Unruhe. Eine Unruhe um mich herum in Form zweier aufgedrehter Kleinkinder, die ihren ersten gemeinsamen, freien Kindergartentag zuhause verbrachten. Aber das war nicht die Unruhe, die mir Sorgen bereitete. Die andere verspürte ich in mir drin, was weitaus unangenehmer war, zeigte es mir doch, wie unausgeglichen ich schon in den Tag startete. Drei Wochen Weihnachtsferien. Drei Wochen, in denen die Kindergartentore geschlossen blieben. Drei Wochen, die in mir eine leichte Panik auslösten. Und heute war erst der Anfang.

„Wissen Sie, es gibt Eltern, die würden Ihr Kind sogar zwischen den Tagen und gleich wieder am 2. Januar in den Kindergarten schicken.“ Die abschätzige Bemerkung einer Erzieherin aus Maxis Kindergarten in Richtung Rabeneltern ging mir dieser Tage wieder durch den Kopf. Halb lachend, halb weinend dachte ich in Gedanken zurück an jenes Gespräch, in dem ich der Erzieherin nur zu gerne gesagt hätte, dass ich meine Kinder selbst an den Feiertagen abgeben würde, wenn die Möglichkeit bestünde.

Selbstredend sprach ich es nicht laut aus. Aus Angst, als Ober-Rabenmutter hingestellt und mit Verachtung bestraft zu werden. Denn wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit, einem Menschen gegenüber zu stehen, der diesen Impuls verstehen würde? Diese Widersprüchlichkeit, einerseits die besinnlichen Tage im Kreise der engsten Familie verbringen und andererseits die Nerven schonen zu wollen?

Wie gesagt, ich stand in der Küche und versuchte, mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Langsam einatmen, langsam ausatmen, langsam… „Mamaaa? Wann fahren wir endlich in den Zoo?“ – „Das dauert noch eine kleine Weile, Maxi. Du kannst gerne noch ein bisschen mit deinem Bruder spielen.“ „Ich mag aber nicht.“ Einatmen, ausatmen. Nein, mein Herzschlag beruhigte sich kein bisschen. „Mamaaa? Wie lange noch?“ „Mamaaa? Ich will was essen.“ „Mamaaa? Ich mag nicht mehr mit dem Puzzle spielen, ich will ein Buch angucken.“ „Mamaaaa? Ich bin fertig mit Buch angucken. Fahren wir jetzt in den Zoo?“ Mein sehnsuchtsvoller Blick zur Uhr wurde nur von einem müden Ticken beantwortet. Es ging auf neun Uhr zu und ich musste noch zwei volle Stunden rumkriegen, bis wir endlich unseren Ausflug starten konnten.

Oh du fröhliche?
Drei Wochen. Das bedeutete 21 endlos lange Vormittage und 21 Nachmittage Kinderbespaßen. Geballte Action auf wenigen Quadratmetern und kein Entkommen.

Meinem Mann schien die Vorstellung, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen, nicht so sehr zu beunruhigen. „Geh du ruhig mal zu deiner Mutter, ich mach das hier schon mit den Jungs.“ Zu meiner Überraschung behielt er auch noch Recht. Was für ihn und die Kinder ein gemütlicher Tag zuhause bedeutete, inkl. Lego spielen, Buch angucken und „Die Sendung mit der Maus“-schauen, war für mich der Vorort zur Hölle. Zwölf Stunden Kindergequake, Streitereien mit dem Bruder und Mama Löcher in den Bauch fragen waren einfach zu viel für mich. So erfreute ich mich an den freien Stunden, die der Mann mir ermöglichte, während in mir drin schon die leise Alarmglocke läutete: „Nach den Feiertagen muss auch er wieder zur Arbeit.“

Die Weihnachtstage waren dann gefühlt ein Mix aus himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Zwei Kleinkinder, die sich über den Verwandtenbesuch genauso erfreuen konnten, wie an ihren neuen Geschenken, aber gleichzeitig auch völlig aus ihrem routinierten Alltag herausgerissen und deswegen oft leidig, müde und knatschig waren. Uns ging es nicht sehr viel anders.

Oh du fröhliche?
Ich packte den Kartoffelsalat und die letzten Kekse ein und rief erleichtert nach den Kindern: „Schuhe anziehen, es geht los in den Zoo!“ Und wahrlich, einmal die Wohnung verlassen und unter freiem Himmel angekommen, wich meine Anspannung schon deutlich der Vorfreude, mit den Kindern einen wirklich schönen Tag erleben zu dürfen. Und den hatten wir dann tatsächlich auch. Und trotzdem wünsche ich mir sehnlichst den ersten Kindergartentag im neuen Jahr herbei.

10 Gedanken zu „Oh du fröhliche? Wenn die Kindergartenferien zur Belastungsprobe werden“

  1. SilkeAusL sagt:

    Ich bin da ganz bei Dir!Hier ist es effektiv gottseidank nur eine Woche und ein Tag, die ich überbrücken muss.
    Mal sehen, was wir da so machen, geplant habe ich da noch nicht viel. Tiepark wäre da eine gute Idee.
    Leider hat der Vater der Kinder jetzt die freien Tage(wie auch alle Sonntage)immer keine Lust auf irgendwas, sodass wir hier mittlerweile eine völlig unausgelastete Viereinhalbjährige haben.Die Kleine ist da ein bisschen ausgeglichener; ihr reicht kneten, basteln, malen….Nur dieses Kind wäre ein Luxus-Mutterleben….!
    Das hört sich jetzt so an, als hätte ich keine Lust, mich mit den Kindern groß zu beschäftigen. Bei der Großen reicht es leider nur nicht, ihr „Beschäftigung“ zu geben. Rein theoretisch muss man sich morgens vor dem Aufwachen schon gefühlte 100 Sachen überlegt haben, was man mit ihr den Tag über anstellen kann. Dabei ist sie so sprunghaft, dass alles MAXIMAL eine halbe Stunde in Betracht kommt, bevor es zum Nächsten übergeht.
    Ich freu mich schon auf die drei Wochen in den Sommerferien. Und ab 2017 SECHS!
    Es ist beneidenswert, wenn Eltern ihre Kinder sogar schon Tage eher aus dem Kindergarten holen, bevor die Ferien anfangen. Meine Nerven würden es ehrlich gesagt nicht mitmachen.

    LG Silke

    1. Christine sagt:

      Liebe Silke,

      das mit den 100 Sachen, die man sich überlegen muss, kenne ich auch zu genüge. „Mama, was machen wir jetzt? Mama, was machen wir nach dem Frühstück? Was machen wir, wenn der Zoo vorbei ist?“ kommt vor allem von Maxi. Wobei ich schon froh wäre, wenn manche Aktivitäten überhaupt für 30 Minuten Spielspaß sorgen würden. Meist ist schon nach fünf oder zehn Minuten das Interesse verloren (und meine Nerven dementsprechend strapaziert).
      Wünsche ebenfalls gutes Durchhalten und starke Nerven! :)

  2. Kathrin sagt:

    Ich hab zwei Kinder im Altersabstand von 19 Monaten, der große Kleine gerade 2, der kleine Kleine gerade 5 Monate. Der große Kleine geht 2-3 Tage die Woche (eher 2) zu seiner Tagesmutter. Wenn ich an den Vormittagen nur das Baby habe, finde ich es total easy und verstehe gar nicht, was ich mit „nur einem Kind“ früher zu meckern hatte. An guten Tagen, wenn beide gleichzeitig und nicht exakt an einander vorbei schlafen, der große Kleine gerade mal nicht fiebert, Zähne bekommt oder Tobsuchtsanfälle hat, finde ich es wirklich cool mit den beiden. Dann geht die Zeit schnell rum, oder mir fällt ein guter Zeitvertreib ein. An den schlechten Tagen geht es mir exakt so wie beschrieben. Ich gucke wirklich im Zehn-Minuten-Takt auf die Uhr und zähle wirklich die Zeit runter, bis der Mann von der Arbeit kommt. Aber so oder so muss ich dann (mindestens) 10 Stunden alleinig quakenden Kindern rum kriegen. Ich bin überzeugt davon, dass das nix damit zu tun hat, wie sehr man seine Kinder liebt, ob man nun volle Erfüllung im basteln, backen und spielen mit Kleinkindern findet oder eben nicht. Ich tue es leider nicht, auch wenn es mir manchmal leid tut….

    1. Christine sagt:

      Liebe Kathrin,

      sei herzlich willkommen auf meinem Mama Blog – schön, dass du hergefunden hast!
      Manchmal, wenn ich alleine mit dem Kleinen bin, denke ich auch „Wie konnte ich früher mit nur einem Kind das Muttersein so anstrengend finden?“ Aber das geht dann auch schnell wieder vorbei, je nach Verfassung (meiner wie seiner). Mir geht es da ähnlich: Wenn die Umstände gerade passen und mal Keiner nölt, krank ist oder grundlos sein Gift verspritzt, läuft es tatsächlich rund und das Muttersein geht mir richtig leicht von der Hand. Und dann wieder die Tage, an denen die Zeit stehen zu bleiben scheint (im Negativen). Um die 10 Stunden alleinige Betreuung beneide ich dich wirklich nicht; daran wäre hier nicht mal zu denken, das würde ich gar nicht aushalten!
      Ich freue mich immer zu hören, wenn es auch andere Mamas gibt, die nicht Vollblutbäcker -bastler und -kneter sind. Wenn ich an den Punkt komme, an dem meine Kinder mir leid tun, weil ich nicht so wahnsinnig gerne mit ihnen spiele, erinnere ich mich daran, dass sie dafür den Kindergarten und die Großeltern haben, wo es enthusiastischen Mitspieler gibt. Ich würde mir vor allem für die späteren Jahre wünschen, dass meine Kinder sagen können, dass sie immer gut mit mir reden konnten, wenn sie Probleme hatten oder auf andere Art und Weise spüren, dass ich sie liebe und für sie da bin.

      Ganz lieben Dank für deinen Kommentar!
      Christine

  3. Mama on the rocks sagt:

    Liebe Christine

    Der Titel Deines Blogposts ist mir sofort ins Auge gesprungen. Mir geht es ähnlich wie Dir. Meien Tochter hat zwei Wochen Schulferien. Die Kita hat zwischen Weihnachten und Neujahr zu, mein Mann muss aber arbeiten. Er arbeitet sogar heute, am 1.1.
    In der Weihnachtswoche ging es ja noch, aber in dieser Woche jetzt hangle ich mich regelrecht von Tag zu Tag. Wenn ich daran gedacht hätte, was jeweils noch vor mir liegt, wäre ich komplett ausgeflippt, Aber dieses von-Tag-zu-Tag-denken hat mich gerettet. Ladygaga fragt in Dauerschleife „Und was machen wir jeeeetzt?“, während Copperfield mir am Rockzipfel hängt. Und ich denke immer nur: „warum kann ich nicht arbeiten?!“ Ist doch irgendwie verrückt, dass uns die Kinder so verrückt machen. Ich kann es kaum erwarten, dass endlich wieder eine normale Arbeitswoche ist. ich liebe meine Kinder. Aber ich liebe sie viel mehr, wenn mein Mann auch frei hat und es wirklich URLAUB ist – und nidht nur Beschäftigungsmassnahmen.
    ich wünsche Dir einen guten Start in ein tolles Jahr 2016!

    LG Séverine

    1. Christine sagt:

      Liebe Séverine,
      dass der Mann so viel arbeitet, auch gerne mal an Feiertagen (dieses Jahr das erste Mal NICHT! Hallelujah!), kenne ich als Frau eines selbstständigen Unternehmers leider nur zu gut. Dafür hatte ich tatsächlich freie Stunden, als er zuhause war, weil er mir die Kinder quasi komplett abgenommen hat, der Gute. Ich wünsche mir trotzdem meinen Alltag wieder, wenn ich auch meine eigenen Vier Wände mal wieder für mich habe und nicht aufpassen muss, auf welchen Legostein ich als nächstes trete oder wer im Nebenzimmer laut herumkrakeelt. Nur noch zwei Tage… Ich nehme mir ganz fest vor, diesen Mittwoch mit sämtlichen wiedereingesammelten Nerven zu erreichen! :) Dir auch ein gutes Jahr 2016 – Bin gespannt, was es da so bei dir im Mama Blog zu lesen gibt!
      Lieben Gruß
      Christine

  4. dieverlorenenschuhe sagt:

    Hallo! Nach längerer Abstinenz habe ich mal wieder auf Deinen Blog gefunden und mich erinnert, wie schön ich Deine Beiträge finde. Ja, Ferienzeit oder auch Zeit nur alleine den ganzen Tag mit den Kindern finde ich auch anstrengend. Mein Mann muss auch schon mal an Feiertagen und regelmäßig komplette Wochenenden durcharbeiten. Aber wir hatten Glück. Seit Montag ist die KiTa wieder geöffnet und da gehen inzwischen beide Kinder hin und ich habe diese Woche noch Urlaub und der Mann überwiegend auch frei. Wir haben mal ein bißchen was geschafft und ich hatte auch Zeit zur freien Verfügung. Ein tolles Gefühl! Ab nächster Woche beginnt dann wieder der Stress mit meinem Job und Kindern und blabla… So ist das eben! Halt die Ohren steif!

    1. Christine sagt:

      Ich freue mich sehr mit dir, dass du und dein Mann auch ein paar gemeinsame freie Tage hattet – auch, wenn man in der Zeit nicht immer nur rumgammelt, sondern auch mal schnöde Dinge erledigt. Manchmal kommt mir selbst ein simpler Wocheneinkauf alleine mit dem Mann wie ein Luxusurlaub vor, wenn keine quengelnden Kinder am Einkaufswagen zerren oder den Laden zusammenbrüllen, weil es keine Süßigkeiten gibt.
      Erhol dich noch gut; ich wünsche dir viel Kraft und Energie ab nächster Woche :)

  5. Iris sagt:

    Ich kann nur sagen: „Oh, mein Gott“ Ich bin 57 Jahre alt, Erzieherin von Beruf und habe selber drei Kinder großgezogen. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich verstehe die heutigen Probleme nicht, wenn Kindergarten und Schule geschlossen haben. Ich habe es geliebt, wenn die Kinder zu Hause waren, wenn es Abends entspannt angegangen werden konnte, weil ja morgens der Wecker nicht klingelte. Und die Tage vergingen immer zu schnell, obwohl oder vielleicht gerade weil meine Kinder in der Lage waren, sich selber und miteinander zu beschäftigen. Und die Technik (Fernseher, CD )lief nur als Ausnahme. Ausflüge wurden natürlich gerne auch unternommen, aber das war die Ausnahme und die Kinder haben sich gefreut, wenn es stattfand, aber nicht eingefordert. Natürlich, manchmal war ihnen langweilig, aber das gehört zum Großwerden dazu. Und wenn sie gar zu sehr maulten, dann habe ich ihnen angeboten, ihnen gerne etwas von meinen Aufgaben zu überlassen. Ich würde mich gerne mal langweilen. Darauf hatten sie sofort neue Spielideen .Und das „böse“ N-Wort haben sie auch zu hören bekommen, wenn etwas nicht oder nicht sofort ging. Schließlich stecken ja wir Eltern den Rahmen fest, in dem die Kinder sich dann frei und ungehindert bewegen können. Die drei sind übrigens zu glücklichen , zuverlässigen Menschen herangewachsen, die im Leben ihre Fähigkeiten einsetzen, ihre Stärken kennen und ihren Weg gehen. Und wenn man sie nach ihrer Kindheit fragt, sagen alle drei, wie sehr sie es genossen haben, dass ich viel und vor allem gerne Zeit mit ihnen verbracht habe und dass sie eine tolle Kindheit hatten.
    Also, so eine Schließzeit eröffnet doch Zeit für ein schönes Miteinander ohne Arbeitsstress und Chef, Hausaufgaben, Hobbyfahrten etc .

    1. Christine sagt:

      Liebe Iris,

      hab vielen Dank für deine Rückmeldung und deine Ermutigung für mich und meine Leserinnen, die Schließzeiten der KiTa als Chance zu betrachten. Ich freue mich sehr für dich (und auch für deine Kinder), dass du in der Kindergartenfreien Zeit immer gerne etwas mit ihnen unternommen hast! Das ist wirklich ein Segen und ich kann mir gut vorstellen, dass deine inwzischen erwachsenen Kinder ihre Kindheit in guter Erinnerung haben, dass sie sich behütet und geliebt/in ihren Bedürfnissen wahrgenommen gefühlt haben, selbst wenn sie nicht alle Wünsche erfüllt oder hin und wieder (oder auch öfter) ein Nein zu hören bekamen. Da du bei meinem Text einen Schreck bekommen hast, nehme ich an, dass du erst kürzlich über meinen Blog gestolpert bist und meine kontroverse Meinung zu KiTa-Schließtagen daher noch nicht einordnen kannst.
      Ich gehöre zu den Müttern, die in Gegenwart ihrer Kinder (vor allem in deren jungen Jahren) sehr viel Anspannung und Stress empfinden, selbst wenn sie ruhig im Nebenzimmer spielen. Das hat verschiedene Gründe, die vor allem in meiner eigenen Kindheit angesiedelt sind. Wenn es dich neugierig gemacht hat, empfehle ich dir einen Blick auf meine „Über mich„-Seite; dort habe ich einige meiner Texte zum besseren Verständnis verlinkt.

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